Kritik
Der Begriff "Big Data" wird für jegliche Art der Datenverarbeitung verwendet, selbst wenn die Daten weder groß, noch komplex sind oder sich schnell ändern; und mit herkömmlichen Techniken problemlos verarbeitet werden können. Die zunehmende Aufweichung des Begriffs führt dazu, dass er zunehmend ein aussageloser Marketingbegriff wird und vielen Prognosen zufolge innerhalb der nächsten Jahre eine starke Abwertung erfahren wird ("Tal der Enttäuschungen" im Hypezyklus).
Fehlende Normen
Kritik gibt es an "Big Data" vor allem dahingehend, dass die Datenerhebung und -auswertung oft nach technischen Aspekten erfolgt, also dass beispielsweise der technisch einfachste Weg gewählt wird, die Daten zu erheben und die Auswertung von den Möglichkeiten, diese Daten zu verarbeiten, begrenzt wird. Statistische Grundprinzipien wie das einer repräsentativen Stichprobe werden oft vernachlässigt. So kritisierte die Sozialforscherin Danah Boyd:
- Größere Datenmengen müssten nicht qualitativ bessere Daten sein
- Nicht alle Daten seien gleichermaßen wertvoll
- „Was“ und „Warum“ seien zwei unterschiedliche Fragen
- Bei Interpretationen sei Vorsicht geboten
- Nur weil es verfügbar ist, sei es nicht ethisch
So ermittelte ein Forscher beispielsweise, dass Menschen nicht mehr als 150 Freundschaften pflegen, was sodann als technische Begrenzung in sozialen Netzwerken eingeführt wurde – in der falschen Annahme, als "Freunde" bezeichnete Bekanntschaften würden echte Freundschaften widerspiegeln. Sicherlich würde nicht jeder alle seine Facebook-Freunde in einem Interview als Freunde benennen – der Begriff eines "Freundes" auf Facebook gibt lediglich eine Kommunikationsbereitschaft an.
Fehlende Substanz der Auswertungen
Ein anderer kritischer Ansatz setzt sich mit der Frage auseinander, ob Big Data das Ende aller Theorie bedeutet. Chris Anderson, Chefredakteur bei WIRED beschrieb 2008 das Glaubwürdigkeitsproblem jeder wissenschaftlichen Hypothese und jedes Modells bei gleichzeitiger Echtzeitanalyse lebender und nicht lebender Systeme. Korrelationen werden wichtiger als kausale Erklärungsansätze, die sich oft erst später bewahrheiten oder falsifizieren lassen.
Fehlende Regulierung
Der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert warnt: "Big Data eröffnet Möglichkeiten des informationellen Machtmissbrauchs durch Manipulation, Diskriminierung und informationelle ökonomische Ausbeutung – verbunden mit der Verletzung der Grundrechte der Menschen."